Mit der 18. Operation in Folge verlor ich im August 2005 mein zweites Bein!“ so Wolfgang. Doppelt oberschenkelamputiert – das mag sich eigentlich keiner vorstellen. Dennoch hat Wolfgang nicht den Mut verloren. Im letzten Sommer ließ er kurzerhand das Haus, in dem er lebt, etwas umgestalten. Nun gehört ein Barren zu den Möbelstücken im Hause Pietsch. An diesem Barren trainiert er täglich unermüdlich die Muskeln seines Oberkörpers.
Wie kommt es zu einer solchen Behinderung? „Ich weiß es nicht,“ sagt Wolfgang. „Ich habe immer Sport gemacht und war auch in meinem Leben als Malermeister nie jemand, der rumgesessen hat.“ Als aber heftigste Schmerzen erst im einen und dann im anderen Bein auftraten, die immer unerträglicher wurden, stand fest: Gefäßverschlüsse in beiden Beinen. Auch Bypass-Operationen konnten letztlich nicht die Beine retten. Kurz nach der zweiten Amputation sagte der operierende Arzt: „Wenn wir nicht auch dieses Bein amputiert hätten, wären Sie innerhalb von zwei Wochen verstorben!“
Dabei war und ist Wolfgang immer aktiv: 1968 besuchte er die Meisterschule und war lange Jahre in der Fachberatung der Industrie tätig. Seine Ausbildung zum Maler „auf dem Dorf“, wie er sagt, kam ihm dabei sehr zugute. Denn damals musste man mit „ganz schlechten Mitteln gute Ergebnisse erzielen“. Woran er sich besonders gern erinnert, sind die kompletten Renovierungen der David-Wache und des Schauspielhauses in Hamburg.
Wolfgang ist verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkelkinder. Der Sohn führt inzwischen den elterlichen Malereibetrieb. „Als mein Sohn 15 war, fragte ich ihn, ob er Maler wie ich werden möchte. Damals wollte ich mich selbständig machen und den Betrieb eines befreundeten Malers übernehmen. Mir war aber wichtig, dass dieser Betrieb auch weiter existiert, wenn ich nicht mehr arbeiten kann!“ Heute steht Wolfgang mit seiner unbändigen Energie noch oft dem Betrieb mit Rat zur Seite. Aber zunächst ist für ihn wichtig, wieder auf die Beine zu kommen. Wolfgang weiß, dass es ein langwieriger Prozess wird – aber wir wissen, dass er schon viele Hürden überwunden hat.