Günters Geschichte

Lieber AMPU VITA e. V. Hamburg. Es war wohl eine höhere Hand im Spiel, als ich vor einiger Zeit zum richtigen Zeitpunkt den richtigen TV-Sender eingestellt habe

Ich war am Boden zerstört, denn seit 8 Wochen saß ich im Rollstuhl, weil mich eine offene Stelle am rechten Stumpf zum Nichtstun zwang. So zappte ich durch die TV-Programme. Da sah ich Andrea (damals für uns noch Frau Vogt-Bolm). Mein Entschluss stand fest: „Diese Frau musst Du kennen lernen!“ Da die Sendung schon zur Hälfte vorbei war, nahm ich nachts die Wiederholung auf und konnte mir den Beitrag noch oft ansehen. Über das Internet besorgte ich mir die Telefonnummer des gemeinnützigen Institut AMPU VITA e. V. (ehemals Amputierten e. V. Nord) und kam so mit Andrea in Kontakt. Heute schon kann ich sagen, es war „Liebe“ und Hochachtung auf den ersten Blick.

Wir verstanden uns auf Anhieb so, als würden wir bereits sehr lange sehr gute Freunde sein. Wie sehr hätte ich mir in meinen schwersten Stunden „eine Andrea“ an meiner Seite gewünscht. Meine Frau und ich wurden damals völlig allein gelassen: Ärzte, Geschwister, Verwandte, Freunde und selbst ein Pastor  hatten plötzlich keine Zeit mehr für uns. Vielleicht wurden auch sie mit den Tatsachen nicht fertig. Nach 50 Jahren als Diabetiker wurde mir 1998 nach siebenmonatigem Krankenhausaufenthalt der linke Unterschenkel amputiert. Kaum hatte ich mich etwas erholt und es psychisch ein wenig verarbeitet, folgte 1999 der rechte Unterschenkel, der 2000 noch nachamputiert werden musste. Es war eine schlimme Zeit, zumal niemand Zeit hatte, uns zuzuhören, Mut zu machen oder unsere Ängste zu nehmen.

Darum finde ich die Arbeit von Andrea für Amputierte eine so wichtige und lebensnotwendige Bereicherung. Meine Frau und ich haben erfahren müssen, wie trostlos es ist, „alleine“ durch diese schwere Zeit zu gehen. Gäbe es doch viele solcher „Andreas“, die den betroffenen Mut machen, helfen und die Angst nehmen vor dem, was kommt. Wir würden so gern aktiv dabei sein, aber uns trennen 350 km von Hamburg. Und so bleibt uns nur die klitzekleine finanzielle Unterstützung des Vereins durch unsere Mitgliedschaft und die wunderbaren Telefongespräche mit Andrea. Diese sind so beglückend, bereiten uns so viel Freude und holen uns aus manchem Tief heraus.

Wir wünschen Andrea und dem gemeinnützigen Institut AMPU VITA e. V. (ehemals Amputierten e. V. Nord)ganz viel Kraft und Zuversicht, so dass sie noch vielen, vielen Menschen den Mut und die Hoffnung gibt, die uns so gefehlt hat.

Euer / Ihr Günter M.

Günter M.
Günter M.
Herr Kramer

Herr Kramer

Herr Kramer sitzt zusammengesunken auf dem Sofa, das Gesicht angespannt, die Augen ohne Glanz. Ein Bild auf der Kommode: Herr Kramer und seine Frau. „Das war vor zwei Jahren“, sagt er, als hätte er meine Gedanken erraten."

Herrn Kramers Geschichte